„Plastische Chirurgie 4.0“ integriert digitale Technologien in Diagnose, Behandlung und Patient:innenbetreuung.
Univ.-Prof Dr. Lars-Peter Kamolz
Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie,
Medizinische Universität Graz
Die digitale Transformation revolutioniert nachhaltig die Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, indem sie innovative Technologien in diesen medizinischen Fachbereichen integriert. Diese Fortschritte ermöglichen nicht nur präzisere Eingriffe, sondern auch eine personalisierte Patient:innenbetreuung und eine verbesserte Kommunikation zwischen Patient:innen und Ärzt:innen. Einer der Schlüsselaspekte der digitalen Transformation in der Chirurgie ist beispielsweise die moderne Bildgebungstechnologie. Hochauflösende Bildgebungsverfahren, 3D-Scans und entsprechende 3D-Ausdrucke ermöglichen es Chirurg:innen, präzise Modelle der anatomischen Strukturen zu erstellen. Diese Modelle dienen dann oft bei komplexen Eingriffen als Grundlage für Operationsplanung und Simulationen, was zu optimierten Ergebnissen führt. Die Möglichkeit, den Eingriff vorab virtuell zu planen, minimiert Risiken und ermöglicht eine feinere Abstimmung der chirurgischen Schritte. Die digitale Transformation erleichtert aber auch die Kommunikation zwischen Arzt/Ärztin und Patient:in. Durch Visualisierungen, z. B. mittels Virtual Reality, können plastische Chirurg:innen ihre Vorgehensweise besser erklären und potenzielle Ergebnisse veranschaulichen. Dies hilft Patient:innen, realistische Erwartungen zu entwickeln und informierte Entscheidungen zu treffen. Aber auch Robotik und automatisierte Systeme sind ein weiterer Fortschritt in der digitalen Transformation der Chirurgie. Diese Technologien unterstützen bzw. werden zukünftige plastische Chirurg:innen bei komplexen mikrochirurgischen Eingriffen unterstützen. Derzeit sind dafür unterschiedliche „Roboterassistenzsysteme“ in Entwicklung und Erprobung. Die datengesteuerte Analyse und die Patient:innenverwaltung sind ebenfalls wichtige Aspekte der digitalen Transformation. Elektronische Patient:innenakten (EPA) ermöglichen einen nahtlosen Informationsaustausch zwischen verschiedenen medizinischen Fachkräften, was die Kontinuität der Patient:innenversorgung verbessert. Zudem können Patient:innendaten analysiert werden, um Behandlungsmuster zu erkennen, personalisierte Ansätze zu entwickeln und langfristige Ergebnisse zu verfolgen. Dennoch bringen diese Fortschritte auch Herausforderungen mit sich, wie Datenschutzbedenken und ethische Fragen im Zusammenhang mit Bildmanipulation und virtuellen Simulationen. Die Chirurgie sollte stets auf eine ausgewogene Integration digitaler Technologien achten und menschliche Expertise nicht vernachlässigen. Gerade im Bereich der Plastischen Chirurgie ist der Faktor ‚menschliche Expertise‘ von großer Bedeutung und zu berücksichtigen. Insgesamt birgt die digitale Transformation große Potenziale für die Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. Durch die Kombination von Präzision, Visualisierung und Datenanalyse können Chirurg:innen bessere Ergebnisse erzielen und gleichzeitig die Sicherheit und die Zufriedenheit der Patient:innen steigern. Es liegt an der medizinischen Gemeinschaft, diese Technologien verantwortungsbewusst zu nutzen und den medizinischen Fortschritt in Einklang mit den Bedürfnissen der Patient:innen zu bringen.